Renaturierung und Anbindung von Kinzig-Altgewässern

Flächenkauf und -management in Gründau-Rothenbergen

Durch Gewässerregulierungen, die in der Vergangenheit verstärkt in das Fließgewässersystem der Kinzig eingriffen, kam es zu einer großen Anzahl künstlicher Schlingendurchstiche, die eine hohe Anzahl isolierter Altgewässer hinterließ. Gründe waren u.a. die Flächengewinnung, bessere Zugangs-möglichkeiten zu landwirtschaftlichen Flächen und der Wunsch, Fließgewässer in ihrer natürlichen Dynamik zu „bremsen“.

 

An der Kinzig war im Unterlauf bis Gelnhausen auch die frühere Schifffahrt mit kleinen Zugkähnen eine Ursache für Durchstiche in sehr engen Flussschlingen. Diese führten zu einer immensen Laufverkürzung der Kinzig, infolgedessen zu einer erhöhten Fließgeschwindigkeit und Tiefenerosion. Zusätzliche Ufer-befestigungen fixierten das Gewässer in seinem Lauf, eine Anbindung an die Aue wurde unmöglich. Biotop- und Lebensraumverluste sowie Artenschwund waren die Folge.

 

Die Renaturierung und Anbindung von Altgewässern stellt daher heute eine der wichtigsten Aufgaben des modernen Fließgewässerschutzes im Rahmen der Europäischen Wasserrahmen-Richtlinie (EU-WRRL) dar. Der 560 m lange und ca. 25 m breite Altarm in Gründau-Rothenbergen ist einer von insgesamt 38 ehemals künstlich abgetrennten Altwässern im Verlauf der unteren Kinzig.

 

Einzige Verbindung ist ein seit Jahren verlandetes Rohr, das einen Überweg zu dem ansonsten inselartig angelegten Areal darstellt. Wird das Rohr entfernt, trägt u.a. dies maßgeblich zu einer Beruhigung der Insel bei. Durch Sukzession entsteht hier langfristig eine Hartholzaue.

 

Für die geplante Renaturierung und Altarmanbindung in Gründau-Rothenbergen wurde im Vorfeld ein Flächenmanagement und die Finanzierung des Flächenerwerbs an der Kinzig notwenig.

 

Das Flächenmanagement beinhaltete: Ermittlung von Eigentümern und Pächtern (Katasteranfragen und Auszüge), Abstimmung mit Kommune/Behörden, Kaufs- und Tauschverhandlungen (Suche nach Flächen für Tausch, so nötig), Notartermine, Grundbuchumschreibungen u.v.m.

 

Nach zweijähriger Projektphase wurde die GNA Eigentümerin von fünf Ufergrundstücken und stellte die Flächen (insgesamt 1.070 m²) dauerhaft durch den Eintrag einer Grunddienstbarkeit dem Naturschutz zur Verfügung. Von Privat der GNA für die geplante Renaturierung überlassene Fläche: 1.873 m². Die Gemeinde Gründau stellte ebenfalls Flächen auf der zukünftigen Kinziginsel der Natur zur Verfügung.

 

Nach erfolgreich abgeschlossenen Flächenmanagement betreibt die GNA heute verstärkt die Renaturierung und Anbindung der beiden betroffenen Altgewässer, die  zum Teil verfüllt und vom Gewässerregime der Kinzig abgeschnitten sind.

 

Naturschutzfachliches Ziel ist die Schaffung eines vitalen Lebensraumes für auentypische Pflanzen- und Tierarten (u.a. Fische, Makrozoobenthos, Vögel, Insekten, Amphibien etc.) im neuen und im alten Altarm.

 

Wir danken der HIT Stiftung für die finanzielle Unterstützung.

 

Urwald von morgen
Ziel des Gesamtprojektes ist die Entwicklung eines dynamischen Fließ- gewässerabschnittes mit Mäander und Altgewässer, Prall- und Gleithängen sowie die ungestörte Entwicklung einer Hartholzaue durch Sukzession (und ohne menschliche Eingriffe). 

Auf der neuen „Kinziginsel“ soll innerhalb der geschaffenen Wildniszelle der „Urwald von morgen“ als Lebensraum einer Vielzahl von auentypischen und wasserabhängigen Tier- und Pflanzenarten entstehen.

Prallhänge dienen Eisvögeln als Bruthabitat, Flussuferläufer benötigen
Sand- und Kiesbänke für ihren Nahrungserwerb. Ebenso werden die
Fischfauna und die Insektenwelt positiv beeinflusst werden. Das Areal stellt auch für den Fischotter und den Biber einen potentiellen Lebensraum dar. Die für einen Auenwald typische Avifauna wird nachhaltig profitieren, so z.B. Nachtigall, Gebirgsstelze, Pirol, Schwarzmilan, u.v.a.