Steckbrief Gewöhnliche Herbstzeitlose

(Colchicum autumnale) 

 

Systematik 

Klasse: Bedecktsamer (Liliopsida) 

Monokotyledonen 

Ordnung: Lilienartige (Liliales) 

Familie: Zeitlosengewächse (Colchicaceae) 

Gattung: Zeitlose (Colchicum) 

Art: Herbstzeitlose 

 

Aussehen 

Blütenfarbe: rosaviolett bis fleischfarbig 

Blütenblätter pro Individuum: sechs 

Staubblätter: sechs 

Blütenhöhe: 15 bis 30 cm 

Pflanze zur Blütezeit ohne Blätter 

 

Stängel: weiß 

 

Blätter: lanzettlich, fleischig, parallelnervig 

Blattlänge: bis zu 40 cm 

Blätter sind im Frühjahr zu sehen 

 

Kapselfrucht: aus drei Kammern bestehend  

Die etwa 5 cm lange Kapselfrucht befindet sich im unteren Bereich der Blätter. Im Juli werden schwarzbraune Samen entlassen. 

 Fruchtknoten: unterirdisch in der Knolle 

 

Geographische Verbreitung 

Ursprünglich kommt sie aus dem wintertrockenen Steppengebiete. Allerdings zählt sie zu den heimischen Pflanzen, da sie ein Archäophyt bzw. ein Alteinwanderer ist. Heutzutage ist sie in Spanien im Westen bis zur Ukraine im Osten und von Irland und Großbritannien im Norden bis nach Griechenland im Süden verbreitet. 

 

Standortansprüche 

Verbreitung: Wiesen, auch in Auenwäldern 

Boden: basisch bis leicht sauer; sicker-wechselfeucht; nährstoffreich; tiefgründige Lehm- und Tonböden 

Bodenverdichtung u. Überdüngung wirken zurückdrängend 

 

Weitere Besonderheiten: Stark giftig 

Alle Teile der Herbstzeitlosenpflanze sind stark giftig. Die tödliche Dosis liegt bei etwa 20mg für einen Erwachsenen, das sind rund 5g Samen oder 50g Blätter der Herbstzeitlose. Die Giftwirkung tritt mit mehreren Stunden Verzögerung ein, was es früher beliebt für Giftmorde gemacht hat.  

Symptome: Übelkeit, Erbrechen, blutiger Durchfall. Manchmal blaugefärbte Lippen. Stark erhöhter Puls. Tod durch Atemlähmung oder Kreislaufversagen  

 

Der Hauptwirkstoff Colchicin beeinträchtigt die Zellteilung (Mitose) und bewirkt eine Polyploidisierung, d. h. eine Vermehrung der Chromosomen. So führt es zu einer Zellvergrößerung bei den Pflanzen. Aus diesem Grund ist das Gift bei der Zucht von Nutz- und Zierpflanzen von Bedeutung.  

Zudem findet Colchicin Anwendung in der Medizin z. Bsp. bei akuten Gichtanfällen, wobei die richtige Dosierung sehr wichtig ist.  Auch Demecolcin, ein weiteres giftiges Alkaloid der Herbstzeitlosen, wird in der Krebstherapie eingesetzt.  

 

Problematik 

Die Herbstzeitlose hat sich in den letzten Jahren vor allem in extensiv bewirtschafteten Flächen verbreitet. Ihr Giftstoff bleibt auch nach dem Trocknen wirksam, was das Heu als Tierfutter wertlos macht.  

 

Damit keine wertvollen Grünlandbestände verschwinden, ist es im gemeinsamen Interesse des Naturschutzes und der Landwirtschaft, die Herbstzeitlose durch naturverträgliche und wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen zurückzudrängen. 

  

Verwechslungsgefahr: Bärlauch, Maiglöckchen 

  

 

Ungewöhnlicher Lebenszyklus

Wie der deutsche Name schon andeutet, hat die Herbstzeitlose einen eigenartigen Lebenszyklus. Daran sieht man das Mittelmeererbe, Frühjahr und Herbst sind dort die angenehmen Jahreszeiten, die Sommer sind heiß und trocken, da macht man Pause. Gemeinerweise ist dieser Lebenszyklus hervorragend an eine naturnahe Bewirtschaftung mit spätem Mahdtermin angepasst. Die Herbstzeitlose kann sich sowohl vegetativ als auch über Samen vermehren, was ebenfalls zu Problemen bei der Bekämpfung führt. Die Samen sind leicht klebrig, werden natürlicherweise durch Ameisen aber auch durch Wild verbreitet. Sie lassen sich aber auch ganz gut durch Landmaschinen verbreiten. 

 

Eine hübsche, interessante Pflanze - was ist das Problem mit der Herbstzeitlose?

 

Ganz einfach, sie ist giftig. Gut giftig! Alle Teile der Pflanze enthalten das Alkaloid Colchicin, ein Mitosegift, d.h. ein Gift, daß die Zellteilung stört. Colchicin wird auch medizinisch und in der Pflanzenzucht eingesetzt. Die tödliche Dosis ist etwa 20mg für einen Erwachsenen, das sind rund 5g Samen oder 50g Blätter der Herbstzeitlose. Die Giftwirkung tritt mit mehreren Stunden Verzögerung ein, was es früher beliebt für Giftmorde gemacht hat. Der Tod tritt durch Atemlähmung oder Kreislaufversagen ein. Colchicin ist offensichtlich für alle Wirbeltiere giftig. Schnecken scheinen damit keine Probleme zu haben, da die öfters an den Blüten fressen. Wichtig ist, daß das Gift sowohl beim Trocknen, d.h. im Heu, als auch in der Silage seine Wirkung behält. 

 

Laut Literatur wird die Herbstzeitlose von erfahrenem Weidevieh gemieden, wobei dahingestellt sei, wie sich „erfahren“ definiert. Im 18 und 19 Jahrhundert war Weidehaltung die Regel, trotzdem wird immer wieder von Vergiftungsfällen berichtet. Es gibt Angaben, daß die Tiere bei Hunger die Herbstzeitlose trotzdem fressen, was in gewissem Sinne ironisch ist, weil natürlich niemand das Vieh füttert, bevor er es auf die Weide schickt. Entsprechend erfahrene Tiere sind in der Lage, die Herbstzeitlose im Heu zu vermeiden, aber dazu muß es so angeboten sein, daß sie selektieren können. Dazu gibt es große individuelle Unterschiede im Freßverhalten. Wird das Heu gehäckselt, haben sie keine Chance, ob sie es aus der Silage aussortieren können, bezweifle ich. Früher mußten die Bauern, wenn sie keine anderen Flächen hatten, das notgedrungen riskieren. Heutzutage ist man da deutlich vorsichtiger, speziell bei Pferdehaltern und Zoos gilt eine Null-Toleranz. Grade bei uns im Kinzigtal, mit seiner Nähe zu Frankfurt, ist das aber die Heuproduktion und Pferdeeinstellung eine wichtige Erwerbsquelle für die Bauern.