Feucht- und Moorgebiet Eschenkar
Renaturierung eines der letzten Moore im hessischen Spessart
Moorig-sumpfige Flächen, naturnahe Waldtümpel, Torfmoos und Sonnentau. Das Feuchtgebiet Eschenkar hat sich zu einem Kleinod im hessischen Spessart entwickelt. In enger Zusammenarbeit renaturierten die Stadt Bad Orb und die GNA in den vergangenen Jahren eine für Hessen sehr seltene Moorlandschaft.
Naturschutzfachliche Ziele:
- Erhalt, Förderung und Neubildung des moorbildenden Torfmooses.
- Vergrößern der Flächen für den Rundblättriger Sonnentau und Fieberklee, die in die freiwerdenden, belichteten Moorstandorte einwandern werden.
- Erhalt und Förderung von Amphibien und Reptilien.
- Wiederherstellen der auentypischen Gewässerstruktur durch Rückverlegung des Lämmerbaches in seine ursprüngliche Tallage.
- Wiederherstellen eines natürlichen Quellaustrittes.
Unsere Maßnahmen in Stichworten:
- Renaturierung des Moores. Freistellen des Moores von Gehölz-aufwuchs und Entnahme der Fichten mit Wurzelteller. Erhöhung der Wasserspiegel lage zur Förderung der Moorbildung und zur Verhinderung der Fichtenausbreitung.
- Erweiterung der Feuchtbiotope. Anlage von Waldtümpeln in Fortsetzung bereits kaskadenartig angelegter Feuchtbiotope als Lebensraum für eine Reihe seltener und bedrohter Amphibienarten.
- Naturnahe Umwandlung des gesamten Feuchtbiotopes.
- Großflächiges Zurückdrängen der Fichten-Monokultur.
„Entfichtung" im Umfeld des Feuchtgebietes Eschenkar. Einbau der Fichtenwurzelteller als zusätzliche Lebensraumstrukturen.
2009
Finanzielle Unterstützung erhielt das ambitionierte Vorhaben in seinen Anfangsjahren von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der Telekom Deutschland aus dem Naturschutzfonds "Lebendige Wälder".
Schon 2009 kooperierten die Stadt und die GNA bei der Anlage einer ökologisch wertvollen Waldtümpelkette im damals noch fichten-dominierten Eschenkar, die heute vor allem vielen bedrohten Amphibien-arten eine Heimstatt bietet.
2012
Anfang 2012 wurde das eigentliche Moor in mühevoller Handarbeit von Fichten und anderem Gehölz befreit, so dass die besonnten Flächen ver-größert werden konnten. Mit dabei waren viele ehrenamtliche Helfer und Helferinnen der Natur- und Vogelschutzgruppe Bad Orb, ohne die die Aktion nicht möglich gewesen wäre.
2013
In bewährter Zusammenarbeit mit der Kurstadt Bad Orb legte die GNA Ende Februar 2013 mehrere Waldtümpel an. Ziel der wichtigen Natur-schutzmaßnahme war eine Erhöhung der Artenvielfalt, die durch mehr Naturnähe erreicht werden sollte.
Nach über einem Jahr Planungs- und Genehmigungszeit realisierten der damalige städtische Revierförster Armin Desch und der erste Vorsitzende der GNA, Günter Könitzer, gleich mehrere große Feuchtbiotope unter-halb des Moorstandortes im Bad Orber Wald. Die umfangreichen Erdarbei-ten - zunächst von einem erneuten Wintereinbruch begleitet - konnten trotz der widrigen Wetterverhältnisse zügig umgesetzt werden. Die Ufer
der neuen Waldtümpel zog man zumindest an einer Seite sehr flach aus, denn die sechs Stillgewässer dienen in Zukunft seltenen und bedrohten Amphibien als Laichplatz und Lebensraum.
Wahrscheinlich wurde das Eschenkar in der Vergangenheit landwirtschaft-lich genutzt, denn zur Entwässerung des Tales verlief in westlicher Richtung der Lämmerbach am Fuß eines Hangs. Im Zuge der Maßnahmen wurde aber auch er zurückverlegt. Nun vernässt der Bach wie früher ein erlen-bruchartiges Waldstück, um unterhalb wieder in seinem ursprünglichen Bett zu fließen. Zusätzliches Totholz schafft Strukturen im Fließgewässer.
Projektdarstellung der Stadt Bad Orb [>>>Weiter]
2014
Im November 2014 wurde ein Moorlehrpfad entlang des Wanderweges
Nr. 14 eröffnet, der anhand reich bebilderter Informationstafeln viele Aspekte dieses besonders interessanten
Lebensraums erläutert.
Der ständige Wasserüberschuss führt in Mooren zu Sauerstoffmangel und damit zu einem unvollständigen Abbau pflanzlicher Reste, die als Torf abgelagert werden. Der interessierte Besucher erfährt, dass Torfmoose für die Moorentstehung unverzichtbar sind und dass es im Eschenkar „fleisch-fressende Pflanzen“ gibt. Der Insektenfang durch tentakeltragende Blätter, an deren Ende Drüsenköpfchen ein klebriges Sekret ausscheiden, ist eine besondere Anpassung an die nährstoffarmen Bedingungen, mit der sich der Sonnentau mit Stickstoff versorgt.
Artenvielfalt durch Naturnähe
Ziel der weitreichenden Maßnahmen ist die Erhöhung der Artenvielfalt. „Viele Arten und Lebensräume in unseren Wäldern sind akut gefährdet.“, erläuterte Ulrich Stöcker, Leiter des Bereichs Naturschutz, das Engagement der Deutschen Umwelthilfe.
„Der Naturschutzfonds Lebendige Wälder von Telekom Deutschland und DUH unterstützt deshalb vorbildliche und herausragende Projekte, die maßgeblich zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen.“
Besonders gefördert wird die stark gefährdete Gelbbauchunke. Auch Amphibien, für die zurzeit nach der Roten Liste lediglich eine Vorwarnung besteht, wie für den Grasfrosch oder den Kammmolch, profitieren von dem Projekt. Der Feuersalamander ist zurzeit in Hessen nicht gefährdet und wird sich in seinem neuen Lebensraum ebenfalls wohl fühlen. Weitere Zielarten sind seltene Libellen, darunter die Blauflügelige Prachtlibelle und die Quergestreifte Quelljungfer. Waldschnepfe und Schwarzstorch, der heute schon Nahrungsgast ist, werden außerdem gefördert.
Die GNA legte zusätzlich ein Schutzprogramm für die vom Aussterben bedrohte Kreuzotter auf. Dazu ließ man sehr große Steinwälle in die Erde ein, in denen die Kreuzotter, aber auch andere Reptilien, Amphibien wie Frösche, Kröten, Unken und Kleintiere frostsicher überwintern können.
Mehr Informationen zum Projekt Kreuzotter [>>>Weiter]
Wanderung & Exkursionen
Vom Spessartbogen, dem Premiumwanderweg zwischen Langenselbold und Schlüchtern, ist ein Abstecher in das Feuchtgebiet Eschenkar möglich. Quer durch das Moor führt ein Bohlensteg, den die Stadt Bad Orb anlegte, um Spaziergängern ungestörte Naturbeobachtungen zu ermöglichen. Die GNA veröffentlichte ein Projektfaltblatt, das kostenlos angefordert werden kann und veranstaltet in jedem Frühjahr eine öffentliche Führung,
So finden Sie zum Feuchtgebiet Eschenkar: Karte mit Wegenetz
Ausgangspunkt für Wanderungen und Exkursionstreffpunkt ist der Parkplatz Hartmannsheiligen in Bad Orb:
Moore sind wertvolle Extremstandorte. Der hoch anstehende Wasser-spiegel hat zur Folge, dass bereits wenige Zentimeter unter der Bodenober-fläche ein Mangel an Sauerstoff herrscht. Dies führt zu einem unvollstän-digen Abbau der pflanzlichen Reste. Torf lagert sich ab. Nährstoffe sind kaum vorhanden und der pH-Wert des Bodens ist sehr niedrig. Nur eine moor-typische Fauna und Flora ist an diese extremen Verhältnisse ange-passt. In Hessen sind lediglich 0,05 % der Landesfläche Hochmoore.
Presseecho
Hanauer Anzeiger vom 16.05.2015.jpg
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Anm.: Es muss heißen:"Einzige in Hessen heimische Giftschlange"
Hanauer Anzeiger vom 24.05.2014.jpg
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Neue Attraktion in der Kurstadt Bad Orb
Hanauer Anzeiger vom 20.11.2014.jpg
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Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26.06[...]
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Das Projekt "Biodiversität im Bad Orber Stadtwald - Artenvielfalt durch Naturnähe" wurde gefördert mit Mitteln des Naturschutzfonds Lebendige Wälder von Telekom Deutschland und der Deutschen Umwelthilfe (DUH).
Wir danken für die Unterstützung.
Projektdarstellung der Deutschen Umwelthilfe [>>>Weiter]