Wissenwertes über das Biberland 

Das naturnahe Ufer der Schmalen Sinn ist gesäumt von einem lückigen Bachauenwald aus Schwarzerlen, Bruchweiden und vereinzelten Eschen. Die Schwarzerle ist in den letzten Jahren selten geworden, da ihre natürlichen Lebensräume kaum noch vorhanden sind: Bachläufe, die sich unverbaut durch die Landschaft winden. Durch Absenkung der Grundwas-serspiegel existieren nur noch wenige Bachauen, die regelmäßig überflutet werden. Die Schwarzerle ist aber ein Wasserspezialist: Regelmäßig nasse Füße machen ihr nichts aus, sie toleriert sogar stehendes Wasser - im Gegensatz zur Esche, mit der sie vor allem an den Bachoberläufen vergesellschaftet ist.

 

Die ursprüngliche Vegetation an der Schmalen Sinn würde allerdings anders aussehen: Von Natur aus würde hier ein ganzer Bachauenwald aus Schwarz-erlen, Eschen und Bruchweiden stehen, nicht nur ein lückiger Saum. Gleich dahinter kämen Hainbuche, Stieleiche und die Straucharten Pfaffenhütchen, Schwarzer Holunder und der Schneeball. In der Kraut-schicht fände man eine bunte Mischung: Waldpflanzen wie das Scharbocks-kraut, Buschwindröschen und Aronstab, aber auch zartblättrige Hoch-stauden. Auch Sumpfdotterblumen und Mädesüß kämen vor.

 

Naturnahe Bachläufe sind wichtig für den Biber

Ein klarer, sauberer Bach mit reich strukturierten Uferbereichen und unversiegelten Überschwemmungsflächen in der Aue ist der Lebensraum vieler Organismen. Unzählige Vögel, fast alle Amphibienarten und viele Insekten sind auf sein Wasser angewiesen. Wo Fische sich wohl fühlen und Libellen über die Wasseroberfläche jagen, ist das Fließgewässer intakt.

 

Aus der Kleinen Sinn wird die Schmale Sinn

Der natürliche Bachlauf der Schmalen Sinn entspringt in der Rhön. Ihr bayerischer Name im Oberlauf ist Kleine Sinn. Bei Oberzell - Speicherz fließt die Kleine Sinn nach Hessen und heißt nun Schmale Sinn. In ihrem Verlauf wechseln sich Prallhänge mit Gleithängen ab. Sand- und Kiesbänke entstehen immer wieder neu. Reisig, Äste oder Baumstämme lenken die Bachströmung und fördern die Ablagerung von Sedimenten – die natürliche Dynamik ist im vollen Gange.

 

Auch ökologisch ist das so genannte „Totholz" im Bach sehr wertvoll. Fischen dient es als Versteck und Laichplatz. Für viele Kleinkrebse, Insekten und ihre Larven, Muscheln und Schnecken ist es gleichzeitig Nahrung und Lebensraum.

 

Der Biber als Leittierart

Der Biber ist das größte europäische Nagetier. Er ist das einzige Tier, das seinen Lebensraum selbst gestaltet, Burgen und Dämme baut und Wasser anstaut. Der Biber war seit dem 19. Jahrhundert in Hessen ausgerottet, bis er im hessischen Spessart wiederangesiedelt wurde. 1987/88 setzte man an Sinn und Jossa 18 Elbe-Biber aus. Die Ansiedelung glückte sofort. Heute erlebt der Biber seine Renaissance und gilt als Indikator für naturnahe Auen- und Flusslandschaften.